Suicide

Gestern Nachmittag stand ich, während ich in meiner Depression schwelgte und eine nach der anderen rauchte, auf dem Balkon und hing meinen düster-destruktiven Gedanken nach. Plötzlich musste ich gewahren, wie der Bewohner zwei Stockwerke über uns sich in suizidaler Absicht über die Brüstung schwang, an mir vorbeiflog und mit lautem Krachen auf der Motorhaube eines Mercedes aufschlug, herunterrutschte und in seltsamen Verrenkungen und aus Augen, Nase und Mund blutend daneben liegenblieb. Die Motorhaube des betreffenden Wagens war zerbeult und die vorderen Lichter waren herausgeplatzt.

Innerhalb kürzester Zeit waren Polizei, Notarzt und Krankenwagen vor Ort, fixierten den Schwerverletzten und transportierten ihn ab. Wenn er Glück hat, starb er auf dem Weg ins Krankenhaus, aber es sah eher so aus, dass er etliche Schädeltraumen und einen Genickbruch davontrug und überleben würde.

Ich verstehe diese verhinderten Selbstmörder nicht, denn es sollte wohl jedem klar sein, dass ein Sprung aus dem dritten Stock in den seltensten Fällen tödlich enden. Unter dem zehnten Stock würde ich es gar nicht probieren, am besten noch höher, Hochhäuser, Brücken oder Fernsehtürme. Das ist wenigstens sicher. Wie dem auch sei, wenn es bei mir soweit ist, habe ich eine Methode, die hundertprozentig sicher ist, und seit dem Vorfall gestern denke ich wieder vermehrt daran.

Diese ganze gestrige Aktion war natürlich meiner gegenwärtigen mentalen Verfassung nicht wirklich zuträglich. Nun ja, es hätte noch schlimmer kommen können (wenn es z.B. mein Wagen gewesen wäre), und Anfang Juli habe ich einen Termin in einer psychiatrischen Einrichtung, die mich wieder ein wenig auf die Beine helfen soll. Wir werden sehen…