Hier ein paar hungrige Fische… (zum Zeitvertreib bis zum nächsten Post)

Nach langer Zeit…

Ich möchte mich bei allen, die meinen Blog gelesen und mir Fragen gestellt haben, entschuldigen, dass ich mich so lange aus der Öffentlichkeit zurückgezogen habe. Die Gründe hierfür werde ich vermutlich in einem meiner nächsten Texte erörtern, aber im Moment ist mir die ganze Situation zu nah. Vielleicht werde ich auch gar nicht darüber schreiben – je nachdem, wie es mir geht und wie mir diese Rekapitulation zu schaffen macht. Die Hauptsache ist jedoch, dass ich mich endlich aufgerafft und diesen Text formuliert habe – ein großer Schritt zurück ins Leben…

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Leben im Umbruch

Hätte mir jemand vor fünf Monaten noch prophezeit, dass sich mein Leben in wenigen Tagen, ja, innerhalb weniger Stunden so radikal verändert, sich auf eine völlig neue Ebene begibt wie es geschehen ist, ich hätte ihn für einen fehlgeleiteten Phantasten gehalten und ihn für restlos unzurechnungsfähig erklärt.

Klinik

So, ab Morgen (7. Juli) befinde ich mich in einer Psychoklinik. Ich hoffe stark, dass es dort einen Internetanschluss gibt, sonst hab ich gleich meinen ersten Anfall…

Hypnotika

Hypnotika sind Schlafmittel. Diese gibt es in verschiedenen Stärken, von Baldrian auf pflanzlicher Basis bis hin zu chemischen Keulen, wie etwa Rohypnol bzw. Flunitrazepam aus der Familie der Benzodiazepine. Zopiclon ist ein mittelstarkes Schlafmittel, doch gibt es noch viele weitere. Rohypnol gilt auch als Vergewaltigungsdroge, denn, mit Alkohol eingenommen, verursacht es Willenlosigkeit und retrograde Amnesien. Auch wird es von Drogensüchtigen als Ersatzdroge missbraucht. Seit Bekanntwerden dieser Tatsachen stehen Rohypnol 2 mg Tabletten unter dem Betäubungsmittelgesetz (BTM), wie etwa auch Heroin oder Kokain. Die 1 mg Tabletten dürfen jedoch noch verschrieben werden und sind so ziemlich die stärksten Hypnotika, die ein Arzt auf normalem Rezept verschreiben darf.

Die Wirkung von Rohypnol kann man in etwa so einstufen: bei einer Tablette schläft ein pharmazeutisch unbedarfter Mensch etwa acht bis zehn Stunden, bei zwei Tabletten etwa zehn bis vierzehn Stunden, bei drei Tabletten bis zu 24 Stunden und bei vier Tabletten könnte er in ein Koma fallen und kommt auf die Intensivstation inklusive Flüssigkeitssubstitution und Intubierung zur künstlichen Beatmung.

Bei mir liegt die Sache ein wenig anders. Da ich ohne hin bereits starke Schmerzmittel aus dem Opiatbereich nehmen muss (ebenfalls BTM-pflichtig) und nebenbei unter therapieresistenten Schlafstörungen leide, möchte ich meinen Zustand und meine letzte Nacht schildern. Nebenbei bemerkt, nehme ich z.B. die bereits oben erwähnten Zopiclon Tabletten, um bei nervöser innerer Unruhe etwas runterzukommen, müde werde ich davon auf alle Fälle nicht. Gestern Abend merkte ich schon, dass eine üble, schlaflose Nacht auf mich zukommen wird. Um 23 nahm ich also zwei Tabletten Rohypnol. Um ein Uhr nahm ich nochmals zwei, weil sich absolut keine Müdigkeit einstellen wollte. Gegen halb vier nahm ich nochmal zwei, also insgesamt 6 mg – eine Dosis, die einen Elefanten ins Koma stürzen würde – und konnte endlich ab etwa vier Uhr einschlafen. Doch bereits um sechs Uhr erwachte ich wieder und war topfit und konnte auch nicht wieder einschlafen.

Ich weiß langsam wirklich nicht mehr, was ich noch machen soll. Ich schlafe pro Woche vielleicht acht bis sechzehn Stunden, was eindeutig zu wenig ist und sich Körper und Geist nicht regenerieren können. So erhielt ich auch vor zwei Wochen als neueste Diagnose eine Schizophrenie bescheinigt, was mich natürlich neben meinen anderen psychischen Erkrankungen nicht gerade glücklich stimmt. Selbstverständlich möchte ich nicht in einer geschlossenen Anstalt enden, doch wenn das so weitergeht, kann ich für nichts garantieren. Mein dahingehend sehnlichster Wunsch ist es, einmal zwei Wochen durchzuschlafen um danach einen ‘normalen’ Tag-Nacht-Rhythmus mein eigen nennen zu können. Doch das wird wohl eher ein Wunschtraum bleiben. Schade eigentlich…

Sind dies persönliche Erfahrungen oder erfundene Geschichten?

Das ist mein Leben, zumindest der kleine Teil, den ich veröffentlichen möchte. Mein Leben ist und war nie besonders einfach, und im Moment habe ich Probleme, die sich über die letzten Jahre aufbauten und jetzt irgendwie zur mentalen Explosion führten. Ich hoffe, dies beantwortet die Frage 🙂

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Wandel

Letzte Woche zur selben Zeit stand ich noch hart am geistigen Abgrund. Meine depressiven Zustände wurden über die letzten Monate immer schlimmer, trotz Unmengen an Antidepressiva etc. Mein sinnloser Standardtag endete meist gegen Mitternacht mit einer absoluten inneren Leere, einer mentalen, außergewöhnlich tristen Wüste, nur angefüllt mit Hoffnungslosigkeit, Selbsthass und Selbstzweifel, aber das im abnormen Übermaß. Meine autoaggressiven Gedanken kreisten ständig um sich selbst, und diese kranken Gedankengänge hatten zumeist eine ausgeprägt suizidale Grundtendenz, doch aufgrund der symptomatischen physischen und psychischen Lähmung, die mit den quälenden Depressionen einhergeht, fehlte mir sogar die Kraft, diese vernichtenden Gedanken Realität werden zu lassen. Ich konnte mich nicht dazu aufraffen, meinem unsäglich nutzlosem Dasein ein Ende zu bereiten. Manches mal, wenn es mir wieder einmal zuviel wurde, meine eigene kleine Existenz zu ertragen, überlegte ich sogar, jemanden dafür zu bezahlen, mir aktive Sterbehilfe zu leisten. Ich hasste mich für dieses verzweifelte, resignierende Ansinnen, und ich hasste mich dafür, es nicht umzusetzen. Ich dachte, dieses elende Leben könne mir nichts mehr bieten, und hatte schon mit ihm abgeschlossen – ich wartete nur noch auf den Tod…

Doch seit letztem Wochenende ist alles anders. Ich beginne langsam, ein kleines, schwaches Licht am weit entfernten Ende des Tunnels zu erhaschen. Meine selbstmörderischen Ideen treten sukzessive in den Hintergrund, und ein kleines Pflänzchen namens Liebe, von dem ich seit langem dachte, es wäre bereits rettungslos abgestorben, beginnt sich wieder zu regen, zu erholen – und es fängt sachte wieder an zu wachsen. Meine unbeholfenen Gedanken sind vorsichtig dabei, sich um 180 Grad zu drehen, vom Tod weg, hin zum Leben. Diese schwermütigen Dinge jedoch, die über viele Jahre hinweg mein Selbst bildeten und es wie ein Panzer umschlossen, können leider nicht in wenigen Tagen abgeschüttelt werden – dazu braucht es noch Zeit. Ich befinde mich in einem exorbitanten psychischen Ausnahmezustand, in meinem Kopf herrscht ein unglaublich verwirrtes Chaos und ich habe Probleme damit, Träume und Wachzustände auseinanderzuhalten. Ich bin völlig durcheinander, kann kaum einen klaren Gedanken fassen – nur eines weiss ich, und das in einer gleissend leuchtenden Klarheit: ich liebe Dich…

Die Unerträglichkeit des Seins

Warum ist das Leben so kompliziert? Und mit dieser philosophischen Frage meine ich nicht das physische Dasein, die schiere biologische Existenz an sich, welche die chthonische anthropomorphe Kreatur mit allen anderen Lebewesen, und seien sie noch so klein und unscheinbar, gemein hat, sondern das, was sie grundsätzlich von jenen unterscheidet, nämlich die offenbar exklusive Fähigkeit des organisierten bzw. kalkulierenden Denkens – beispielsweise also die Fähigkeit, Vergangenheit und Zukunft zu erkennen und zu differenzieren, erstere logisch zu konstatieren und deren kohärente Konsequenzen darzulegen, letztere strategisch zu planen und strukturiert zu verändern; die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden; die Fähigkeit, Intelligenz, Hass und Liebe wahrzunehmen, sie zu interpretieren und entsprechend zu artikulieren; die Fähigkeit, exorbitant vielschichtige Pläne zu entwickeln und deren praktische Umsetzung aktiv zu realisieren, und noch viele andere imponierende Fähigkeiten mehr. Das komplizierte des Lebens, das ich hier jedoch meine, ist das den anthropomorphen Kreaturen eigene intrinsische Gefühlsleben, welches unter den terrestrischen Lebewesen wohl einzigartig ist, und das folgenreiche mentale Chaos, das es bisweilen erzeugt.

So geriet ich am 12. Februar 2011, also vor drei Tagen, unerwartet in eine emotionale Ausnahmesituation, deren sicherlich folgenreichen Nachwirkungen für mich gegenwärtig weder plan- noch absehbar sind. In mir tobt ein Gefühlschaos, wie ich es noch nie erlebt habe. Auf der einen Seite durchflutet mich eine positive, warme Welle des Lebens, die ich nicht mehr missen möchte; auf der anderen Seite belastet mich ein quälendes Schuldgefühl, von dem ich nicht einmal in letzter Instanz weiß, ob ich es überhaupt haben müsste. So viele emotionale Faktoren und gefühlsbetonte Zustände in einem so kurzen Zeitrahmen sind mir bis dato völlig unbekannt gewesen, ja, ich wusste noch nicht einmal, dass ich dazu imstande wäre, und deswegen habe ich auch keine Ahnung, wie ich damit umgehen kann und/oder muss.

Der Tod

Ich fürchte nicht den Tod, ich fürchte auch nicht das Tot sein. Ich fürchte ausschließlich die etwaigen Schmerzen der Metamorphose zwischen den beiden Aggregatzuständen…

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